Aus ursprünglichem Chaos, einem immer wieder stattfindenden Abstoßen als auch Zusammenziehen, entsteht auf einmal Materie, so Bergson. Emergenz, die Herausbildung von neuen Strukturen oder Eigenschaften eines Systems, erweist sich als eine interessante Gestaltungsmethode in Bezug auf die philosophischen Inhalte. Sie soll die im Kapitel beschriebenen Entstehungsprozesse von Materie und die Herausbildung des Universums aus einem bis dahin chaotischen System verwirklichen. Dieses System sei bereits so komplex, so Bergson, dass es ohne Reduktion nicht untersuchbar oder simulierbar wäre.A Wie also kann man ein solches System simulieren bzw. visualisieren?
Eine bekannte Darstellung von einem emergenten System sind Wüstenstrukturen. Durch die Wechselwirkung von Wind und Oberflächenstruktur werden sogenannte Rippelmuster ausgebildet. Und wie der Holismus (Ganzheitslehre) besagt: »Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teilchen.« A Emergenz stellt chaotische als auch komplexe Systeme dar, die sich mit widersprüchlichen Kräften bewegen. In diesem Kapitel entsteht aus der Designmethode Emergenz die Simulation einer Point-Cloud.
Der Urknall wird als der Beginn des Universums, also der Anfangspunkt der Entstehung von Materie, Raum und Zeit bezeichnet. Materie verändert sich, in dem sie altert und ihre Struktur neu anordnet. Entweder sei das Universum auf einen Schlag entstanden, oder aber die Materie sei ewig – so schildert es Bergson.
Alles sei auf einmal gegeben und die Schöpfung verschmelze mit dem Anwachsen. Laut Bergson sei unser Verstand nicht in der Lage, nachzuvollziehen, dass Dinge nicht nur von einem anderen Ding erschafft werden können, sondern, dass Dinge und Zustände nur Anblicke unseres Geistes sind, welcher versucht den Prozess des Werdens festzuhalten. Dieses prozesshafte Werden hält er als Handlungen fest und nicht als fest bestehende Dinge – die gebe es laut Bergson nicht.
Somit bestehe die Möglichkeit von Formen, die fähig seien, sich selbst in unvorhergesehene Bewegungen weiterzuführen. Dinge resultierten, laut seiner philosophischen Darbietung, nur aus einer durch unseren Verstand projizierten Verfestigung. Bergson sagt: »Und wenn es eine tiefe Weisheit ist die hier zu Werke schreitet, wie kann man dann den von dieser Form ohne Materie auf die Materie ohne Form ausgeübten Einfluss verstehen?«A
A_Bergson, Henri: »Philosophie der Dauer, Textauswahl von Gilles Deleuze.« Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg.
B_Akner Coler, Cheryl: »Form and Formlessness.« Chalmers University of Technology, Fakultät für Architektur, Stockholm, 2007.