MASTERARBEIT
VON
TAMARA KNAPP
EINLEITUNG
Der Urknall wird nicht nur als der Beginn der Existenz von Materie, sondern auch als der Beginn von Raum und Zeit bezeichnet. Die Allgegenwärtigkeit der Zeit durchdringt den Raum und damit auch unseren Alltag. So durchwirkt Zeit Prozesse in der kleinsten Zelle bis hin zu Vorgängen, an denen die riesigsten Sterne im Universum beteiligt sind. Sie ist weder greifbar noch gegenständlich festzuhalten.
Wie können wir sie also einfangen, die Zeit?
Wie lässt sie sich bildlich darstellen?
ABSTRACT
Das Masterprojekt forms of the formless beschäftigt sich mit der Frage, in welcher Form Zeit als Prozess im Design visualisiert werden kann. Dafür wurde die philosophische Schrift Philosophie der Dauer von Henri Bergson und Gilles Deleuze als Grundlage herangezogen. Die Lektüre wurde auf philosophische als auch gestalterische Ansätze untersucht und in fünf zeitliche Themengebiete eingeteilt, die sich an unterschiedlichen Ansichten über Zeit orientieren. Das Resultat dieser Untersuchung ist eine gestalterische Interpretation der im Werk beschriebenen zeitlichen Prozesse, die auf philosophischen und gestalterischen Ansätzen beruht. Ziel ist es, sowohl ein philosophisches Verständnis von Zeit als auch eine gestalterische Formfindung für zeitliche Prozesse unter Zuhilfenahme der Theorien des formlosen Designs zu finden. Dabei werden zeitphilosophische Aspekte und die Theorien des formlosen Designs auf theoretischer und praktischer Ebene sowie auf ihre Wechselwirkung hin untersucht. Neben der theoretischen Auseinandersetzung werden im praktischen Ansatz verschiedene Materialien unter Anbetracht ihrer zeitlichen Wandelbarkeit analysiert. Diese prozesshafte Wandlung wird dabei ebenfalls auf den Designansatz übertragen, der mehrere Stadien bzw. eine Schöpfungskette umfassen kann. Die in der Auseinandersetzung mit dem Werk Philosophie der Dauer gewonnenen fünf Themengebiete präsentieren eine künstlerische Arbeit, die sich aus den Komponenten Zeitphilosophie, Designmethode und Material zusammensetzt. Das finale Produkt sind verschiedene Videos, (typo-) grafische Ansätze als auch Fotografien, die als Vorschläge für den abgearbeiteten zeitphilosophischen Stoff dienen sollen. Die fertigen Arbeiten werden in Form einer Ausstellung als auch in einem gedruckten und digitalen Archiv präsentiert.
MOTIVATION
Der Begriff Zeit birgt einen gewaltigen Themenkomplex, eine schiere Übergröße. Zeit ist der zentrale Gegenstand unzähliger natur- und geisteswissenschaftlicher Betrachtungen, mit dem sich seit der Antike alte und neue Meister verschiedener Disziplinen – von Aristoteles bis Einstein – auseinandergesetzt haben. Eine dieser Disziplinen ist die Zeitphilosophie, insbesondere die Betrachtung von Bergson und Deleuze. In dieser Arbeit geht es nicht um eine Erweiterung zeitphilosophischer Ansätze und Erkenntnisse, vielmehr steht die kreative Interpretation derselben im Vordergrund. So soll keine weitere Frage nach Zeitphilosophie gestellt werden, sondern darauf eingegangen werden, wie diese im Design aussehen könnte. Kernmotivation hinter diesem Vorgehen ist es, durch Interpretation der Ergebnisse einer besonderen Nische der Philosophie, Inspiration und neue Designansätze zu gewinnen. Abseits der aktuellen, digital dominierten, Trends sollen dabei bewusst abstrakte Perspektiven eingenommen werden. Wie stimuliert philosophischer Content das schöpferische Handeln im Design? In welcher Form lässt sich das philosophische Verständnis von Zeit als Prozess im Design visualisieren? Was passiert, wenn man mit der zeitlichen Dimension spielt? Was passiert abseits der Festigkeit und der Stabilität der Dinge des Raumes, welche Form gewinnen und verlieren können?
In der visuellen Recherche sollen innerhalb der fünf Kapitel Form-, Bild-, Methoden- oder Materialanalysen durchgeführt werden, um darauf aufbauend eine passende visuelle Arbeit als Interpretation gestalten zu können.
Gefördert vom Frauenförderfonds der Bauhaus-Universität Weimar